Tito


Die Fahrt an der Küste ist weiterhin hügelig, aber damit habe ich mich nicht nur abgefunden, sondern auch etwas Leidenschaft entwickelt. Ich steige immer weniger ab und versuche mich mit kleinen Gängen hochzupinkern. Ungefähr zwanzig Kilometer vor Saint Brieuc überholt mich ein Fahrradfahrer. Ich fahre gerade ziemlich langsam, er hält vor mir an, steigt ab und winkt mich zu sich heran. Wie sich herausgestellt, ist Titouan auch ein Fahrradtraveller, der zum Arbeiten gerade in seiner Heimat ist. Bei Odin, dieser kleine Mann ist in zwei Jahren von Süd-Chile nach Kanada gefahren und plant seine nächste Reise nach Indien. Er läd mich zum Übernachten in sein Elternhaus ein, wo ich eine Dusche, Abendessen und ein richtiges Bett bekomme. Die Eltern des 27-Jährigen sind sehr freundlich und leben in einem schönen rustikalen, gemütlich eingerichteten Häuschen. Das Dörfchen ist zehn Kilometer von Saint Brieuc entfernt, weshalb Tito und ich abends noch mit dem Auto in die City fahren. Bei einem Bier erzählen wir vom Reisen und ich hole mir nützliche Informationen für meine Tour. 

Yffiniac,  28.07.2017
1505 km

Am Morgen nach dem Frühstück zeigen mir Titos Eltern noch eine günstige Route auf der Landkarte, die mich auf verhältnismäßig ebenen Wegen in den fernen Westen bringt. Ich bedanke mich für die äußerst herzliche Gastfreundschaft und für das Reisegeschenk von Tito, ein Messer, und ziehe dann meiner Wege. Ich folge einer Bundesstraße durchs Inland und am Abend komme ich in Corlay, an einem See zum stehen. Ein paar Angler zelten auch hier und bei leichtem Niesel gehe ich zu Bett.

Corlay, 29.07.2017
1541 km

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Meeresluft schnuppern

Nicht nur die Handyakkus, sondern auch meine körpereigenen Akkus sind erschöpft und etwas mürbe vom Klima und dem Niederschlag der letzten Tage. Ich weiß also schon nach dem Aufstehen, dass meine heutige Route kurz und gemütlich ausfallen wird. Zwanzig Kilometer folge ich dem Küstenverlauf, bis ich auf eine gwaltige Bucht des Ärmelkanals treffe. Ein Campingplatz ist auch in der Nähe, den ich gleich aufsuche, mein Zelt dort platziere und mich dann  auf eine große Wattwanderung vorbereite. Mit der Gitarre auf dem Rücken und dem Volleyball am Fuß begebe ich mich ans Ufer und wate dann kilometerweit durchs austrockenete Buchtbett. Die Felsinseln in der Ferne sind mein Ziel. Vorbei an Muschelfarmen, einigen Watttouristen und älteren Ehepaaren, welche den Boden nach essbaren Muscheln durchwühlen, erreiche ich mein Ziel, als die Ebbe ihr Zenit erreicht hat. Nach einer kurzen Fotosession und dem Genuss des Ausblicks, muss ich mich schnell wieder auf die Socken machen, um nicht den Rest schwimmen zu müssen. Die Muschelernter sind auch schon mit dem Traktor auf dem Rückweg, nachdem ein lauter Knall alle auf das Ende der Schicht bzw. den Rückfluss des Wassers informierte. Einige Passagen sind beim Rückweg schon etwas über Kniehöhe und es herrscht leichte Strömung und der Boden ist vor aufgewirbeltem Schlamm nicht mehr zu sehen und da ich kein Opfer eines Krebses werden möchte, lasse ich meine Schuhe hier lieber an. :D

Zurück am Ufer untersuche ich noch eine große Felsspalte im Kliff, sammel ein paar hübsche Muscheln und Steine und ziehe dann zum Zeltplatz zurück. 


Saint-Cast-le-Guildo,  28.07.2017
1458 km

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Saint Marcan - La Richardais

Bis ca. 10:00 Uhr warten wir den Regen in unseren Zelten ab, der seit den frühen Morgenstunden auf die Plane trippelt. Der Tag bleibt dennoch sehr feucht. Dann trennen sich unsere Wege. Clay wählt den Weg durchs Inland nach Westen und ich den Küstenverlauf. Meine Powerbank und mein Handyakku sind sehr geschwächt, weshalb ich hier und da an einem Cafè anhalte, um zu laden. Weil das kein Zustand für die Zukunft ist, besorge ich mir zusätzlich zur digitalen Karte eine Orientierungshilfe auf Papier. Ich halte trotzdem Ausschau nach einem Campingplatz, um zu duschen, meine Sachen etwas trocken zu kriegen und Sie, werte Leser, nicht zu lange auf ein Zeichen von mir warten zu lassen.

Leider leiden die Betreiber der Plätze hier etwas an Realitätsverlust, was den Preis angeht. Da ich sowieso eine kleine Regendusche im Laufe des Tages hatte und ich jetzt Besitzer einer Landkarte auf Papier bin, entscheide ich mich dann nochmal für eine Nacht in der Wildnis. In La Richardais komme ich an der Rance zum Stehen. Unter einem Baum, dessen Art mir bis jetzt unbekannt ist, schlage ich mein Zelt auf und gehe nach einer Flusswattwanderung bei Niesel zu Bett.


La Richardais,  26.07.2017
1440 km

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Le Mont-Saint-Michel und Clay

Recht früh werde ich von der ansteigenden Temperatur in meinem Zelt geweckt. Endlich wieder ein sonniger Tag. Perfekt für meinen Ausflug nach Mont-Saint-Michel, eine Stadt, die sich zwanzig Kilometer entfernt befindet, aber dessen Antlitz sich schon jetzt ankündigt. Die Stadt wurde im frühen Mittelalter mitten ins Wattenmeer gebaut und man sieht die Klosterspitze schon aus weiter Entfernung. Die Strecke dorthin ist sehr eben und ausnahmsweise gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Zwei Kilometer vor den Toren der Stadt erlaubt mir eine Gastwirtin mein Fahrrad auf ihrem Hof abzustellen. Den Rest gehe ich mit der Gitarre auf dem Rücken auf einer langen Brücke zu Fuß. Nach 650 Stufen erreiche ich eine Klosterterasse und blicke aufs weite Watt. Schön müssen es die Christen zu dieser Zeit hier gehabt haben, als sich noch kein Souvenirshop in der Eingangshalle befand und ungehobelte Heidenkinder ihre Kunst betatschten. 
Trotz der vielen Touris nehme ich ein paar positive Vibes und Eindrücke mit auf meine Reise und begebe mich am Abend weiter in Richtung Westen. 
Clay und Nachtlager
Auf der Suche nach einem Schlafplatz halte ich an einer Kreuzung, um mich zu orientieren und einen Blick auf die Karte zu werfen. Plötzlich klappert etwas neben mir und dann steht Clay mit seinem Klapprad da. Der 39-jährige Franzose ist Sportlehrer und Yogatrainer und befindet sich auf einer eher melancholischen Reise, um seine vergangene Beziehung zu verarbeiten. Wir quatschen kurz und da wir beide auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit sind, begeben wir uns gemeinsam zum nächsten Campingplatz. Da es "schon" um neun ist, werden wir recht unherzlich vom Besitzer empfangen, der uns bittet zu gehen. Wir schlagen unser Lager fünf Minuten später in der Natur auf einer leeren Pferdeweide auf. Clay ist durch die Art und Weise, wie er Yoga interpretiert, sehr stark mit dem Buddhismus vertraut und wir philosophieren bis spät in die Nacht über Ansichten und Lebensweisen. 

Saint-Marcan, 25.07.2017
1403 km

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Cahagnes - Avranches

Der Morgen ist trocken, doch ringsum sieht es noch sehr bedeckt aus. Ich packe trotzdem meine Sachen zusammen, verstaue es so gut es geht regensicher und begebe mich dann auf eine Strecke, die mir einige Höhenmeter abverlangt und mich durch eine schöne, ruhige Bretagne durchs Inland nach Avranches führt.  
Zeltplatzgarten
Nach einem kleinen Rundgang in der Stadt beziehe ich einen sehr alternativen Campingplatz. Die Besitzeren lebt dort mit ihrem Hund in einem Haus aus Feldsteinen und verfügt über einen großen Garten mit Salat, Obst, Gemüse, kleinen Blumenbeeten und einem Gewächshaus. Dieser Garten ist an einem Hang gelegen und ist auch gleichzeitig der Zeltplatz. Mit einer vierköpfigen Familie, drei Pärchen und einem weiteren Fahrradreisenden teile ich mir diese Hippie-Idylle und benutze auf umweltbewussteste Art und Weise eine Komposttoilette. Diese funktioniert ohne fließend Wasser und nachdem man was auch immer in den darunter befindlichen Eimer hat fallen lassen, gibt man einfach etwas Sägespähne darüber und fertig ist der Kompost für den Salat. 

Ich füttere noch etwas das Schwein und das Pferd, welche auch im Garten umherlaufen, genieße in der Abendsonne den Ausblick auf mein morgiges Reiseziel, Le Mont-Saint-Michel und gehe dann ins Bett.

Avranches, 24.07.2017
1367 km

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Camping Municipale

Das Getrippel auf der Zeltfolie lässt mich am Morgen an gestern erinnern. 
Meine Sachen sind klamm und das Zelt ist auch noch nass, als ich es blitzschnell abbaue und in den Beutel stopfe. So kann ich nicht weiter. Mit den restlichen 20% Akku suche ich mir einen Campinplatz in der Nähe heraus, um dort irgendwie meine Sachen zu trocknen und auf besseres Wetter zu warten. Zufällig ist es ein Platz der Campinggesellschaft, von der mir die Familie in Honfleur berichtet hat. Diese Campingwiesen sind mehr im Inland gelegen und deutlich günstiger, als alle anderen. Hier bekomme ich tatsächlich die günstigste Unterkunft, Strom und Dusche seit Holland und als Gast darf ich sogar im Forellenteich fischen. 
Ich baue mir ein kleines Lager, lasse meine Sachen trocknen, schreibe etwas und begebe mich dann zum Angeln. Meine Vorräte sind bis auf ein paar Erdnüsse und Honig ziemlich erschöpft und die Rezeption und der Imbiss haben schon zu, weshalb ich keinen Köder besitze...außer einer Erdnuss. Ich habe sie schon am Haken, da erblicke ich im Mülleimer kleine Reste des guten Neonangelteichs in einer Dose. Die Erdnuss hätte bestimmt auch einen guten Job gemacht, aber die Neonkugel zeigt schon nach zehn Minuten, wie unwiderstehlich sie für die Forellen zu sein scheint. Ein schöner Biss, ein kleiner Drill mit Sprungeinlage des Fischs und dann habe ich den Jüngling ans Land gebracht. Da Äste und Laub zu feucht sind, um ein Feuer zu machen, lasse ich den kleinen Burschen wieder frei. Obwohl ringsum hin und wieder ein lautes Platschen zu hören ist, weil eine Forelle  springt, bleibt mein Köder von nun an unberührt.
Der Abendhimmel, der sich im Teich spiegelt, die Stille, die Natur und die Ferne geben mir ein Gefühl, dass ich das Richtige tue.

Camping Cahagnes, 23.07.2017
1299 km

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Regen, kein Regen, Regen, kein Regen

Nach dem Aufstehen ist alles recht bewölkt, aber Google und ich sind uns einig, dass das Wetter halten wird. Fehlanzeige. Nach ein paar Kilometern setzt der erste Schauer ein und ich rette mich unter eine große Trauerweide. Trauerweiden haben sehr dünne Blätter und egal, wie dicht das Blätterdach auch aussieht, Trauerweiden sind ein schlechter Regenschutz.
Nach zehn Minuten hört es aber wieder auf, ich fahre zwei Kilometer weiter und es beginnt von Neuem. 
Diesmal habe ich eine Bushaltestelle gefunden, welche sich deutlich besser macht, als letzterer "Unterstand". 
Trauweidenunterstand

Bei diesigem Wetter fahre ich weiter. Es werden auf der Strecke noch zwei weitere Bushaltestellen, zwei Bäume und das Vordach eines Supermarktes, die mir hin und wieder Unterschlupf bieten. Die Wartezeiten auf etwas Nachlass des Niederschlages belaufen sich zwischen zehn Minuten und einer Stunde, weshalb ich am Abend nach mickrigen 27 Kilometern das Handtuch werfe und mich in einem Park im verschlafenen Kleinstädtchen Villers-Bocage niederlasse und es der Stadt gleichtue. 



Villers-Bocage, 22.07.2017
1291 km

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Caen

Waschtag 
Der Blick auf die Karte veranlasst mich dazu, wieder ein paar Kilometer durchs Inland zu fahren, um die Küste der Bretagne schneller zu erreichen. Ca. 1200 Höhenmeter bergauf und 900 Höhenmeter bergab errechnet mir Google für die Strecke Honfleur-Avranches.
Von französischen Spezialitäten gestärkt erreiche ich am Abend ein Hostel in Caen.
Mit Nicola, der hier an der Rezeption sitzt, unterhalte ich mich kurz über die Stadt und nach seinem Feierabend fährt er mich an den Rand der Innenstadt, damit ich mich etwas umsehen kann. Caen hat ungefähr 100.000 Einwohner, aber besonders schön ist es hier nicht und zum Musizieren erblicke ich auch kein passendes Plätzchen, weshalb ich schon jetzt weiß, dass ich Morgen weiter werde.
Zurück im Hostel bin ich immernoch der einzige in meinem Zimmer und gehe schlafen.

Caen, 21.07.2017
1264 km

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Regenbedingte Pause 2.0

Honfleur bei Nacht
Prasselnder Regen weckt mich gegen 8:00 Uhr. Zwei Stunden hält dieser noch an und dann geht es über in feinen Niesel. Jetzt kann ich  zumindest ins Bad gehen und mir einen Kaffee vom Imbiss holen. Es ist ringsum stark bewölkt und da ich mein Zeug nicht trocken aufs Fahrrad bekomme, bleibe ich noch eine Nacht. Nachmittags klart es dann etwas auf, ich gehe Einkaufen und nutze die Gelegenheit meine Sachen in die Waschmaschine und den Trockner zu werfen. 
Am Abend mache ich dann ein Stündchen Straßenmusik und ziehe noch etwas durch die Gassen von Honfleur.

Honfleur, 20.07.2017
1199 km

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Bekanntschaften, die Seine und Straßenmusik

Obwohl der Campus um 7:30 Uhr immer noch leer ist, beginne ich aufzustehen und mein Vèlo zu beladen. Ein paar Kilometer entfernt trinke ich in einem kleinen Dörfchen einen Kaffee, als Benjamin um die Ecke kommt. Der Schweizer ist seit einem Jahr mit dem Fahrrad unterwegs und sein Bart erzählt schon einige Geschichten mehr als meiner. Wir unterhalten uns eine ganze Weile in einem Baumhaus, welches um und in eine 1200 Jahre alte Eiche gebaut wurde. Für ihn geht es weiter in die Niederlande und nach Deutschland und ich begebe mich weiter nach Südwesten. 
Zeltnachbarn und Abendbrotspendierer
Es ist ziemlich windig und hügelig, ich fahre oft ohne Radweg, aber zumindest ist es angenehm bewölkt, sodass ich heute nicht ganz so sehr ins Schwitzen gerate. Als ich die Seine erreiche, gibt es eine kleine Mittagspause und dann passiere ich die gewaltige Pont de Tancarville - Brücke, um danach wieder Kurs auf die Küste zu nehmen. 
Honfleur heißt die Hafenstadt, die ich am frühen Abend erreiche. Nicht nur in der Innenstadt, sondern auch auf dem Campingplatz, auf dem ich mich einniste, gibt es ein bunt gemischtes menschliches Treiben. Holländische, deutsche, belgische, französische, italienische und spanische Kennzeichen sieht man umherfahren. Auf dem Zeltplatz läd mich eine nette holländische Familie zum Essen und einem Glas Wein ein. Wir quatschen und dann gehe ich an den Hafen, um etwas Straßenmusik zu machen. Das Publikum ist nicht nur äußerst großzügig, sondern auch sehr interessiert. Viele bleiben stehen und hören sich mein Geträller eine Weile an oder wollen wissen, woher ich komme und was ich tue. Ich habe von meinem Platz eine exzellente Aussicht auf den Hafen; die Menschen zeigen mir positive Emotionen; ich gehe erfreut ins Bett; es war ein sehr schöner Tag.

Honfleur, 19.07.2017
1199 km

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Hitzige Normandie

Während mein Zelt am Morgen abtrocknet, hüpfe ich kurz in den Pool des Campingplatzes, da die Sonne schon jetzt beginnt, die Athmosphäre zu temperieren.
Gegen 14:30 Uhr erreiche ich schweißgebadet die Hälfte der heutigen Route und die Temperatur ihr Maximum. Ein bisschen quälen ist gut, aber übertreiben möchte ich es in der Hitze nicht, zumal bis hierhin kein Supermarkt in der Nähe war und ich mir etwas Wasser bei einem Bauern abfüllen musste, um meinen immensen Schweißfluss zu kompensieren. 

Ich halte also an einem glasklaren Bach, bade hier und verharre bis 16:00 Uhr. Es ist zwar immernoch heiß, aber ich befeuchte den Strohhut und mein Shirt ab und an mit Wasser, um es erträglicher zu machen. Nach insgesamt 370 Höhenmeter bergauf und 300 Höhenmeter bergab, erreiche ich am Abend ziemlich geschafft Yvetot, wo ich auch wieder einkaufen kann. Es befindet sich hier kein Hostel und kein Campinplatz in Nähe, deshalb fahre ich bis an den Stadtrand, um irgendetwas passendes zu finden. 
Eine naturwissenschaftliche Universität mit parkähnlichem Campus befindet sich hier am Straßenrand. Es ist Niemand zu sehen und bis jetzt (22:47Uhr) bleibt das auch so. Mein Zelt steht auf einer Anhöhe und hinter Bäumen. Wenn man hier nichts sucht, findet man mich auch nicht. Soweit die Theorie. Ich hoffe nicht, dass mich ein Nachtwächter oder sein Hund aus dem Schlaf holt. 

Yvetot, 18.07.2017
1152 km

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Von Hafen zu Hafen

In der Nacht hat es zwar nicht geregnet, aber es war trotzdem sehr feucht und morgens herrscht dichter Nebel. Das Zelt und meine verschwitzten Sachen vom Vortag sind erst gegen 12:00 Uhr trocken und dann peile ich das Zentrum von Le Treport an, um mich umzusehen und Proviant zu besorgen. Ich lasse mir Zeit und gegen 15:00Uhr ziehe bzw. schiebe ich weiter. 
Der Übergang von Land zu Meer ist entlang des Ärmelkanals eine Steilküste. Der Fuß der Städte liegt deshalb immer ein paar gute Höhenmeter abseits der Bundesstraße, der ich teils auf Radwegen, aber auch oft auf der Straße folge. Hier macht sich mein Rückspiegel ganz gut, da ich so rechtzeitig bemerke, wenn sich ein Auto nährt oder aber einer der LKW's, die wie riesige Torpedos an mir vorbeikrachen, sodass ich dann lieber voher absteige.
Idylle 
Die endlos langen Hügel sind weiterhin ein treuer Weggefährte und gewähren es mir heute nur eine Strecke von 35km zu absolvieren. Dieppe heißt die Stadt, in dessen Peripherie ich auf einem sehr schönen Campingplatz zur Ruhe komme. Auch hier sehe ich mir voher noch den Hafen an und nehme einen flüchtigen Abschied vom Meer, da ich die nächsten 100km wieder weiter im Inland unterwegs sein werde, um die Seine zu überqueren. 

Le Plessis, 17.07.2017
1106 km

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Boulogne - Cucq - Le Treport

Erster Weltkrieg Denkmal
In meinem Einzelzimmer schlafe ich nochmal vernüftig aus und dann verlasse ich Boulogne, um die nächste Hügeletappe anzugehen. Es sind nur 35km, die ich heute schaffe, weil der frühe Abend etwas Regen bringt und das Auf und Ab der langgezogenen  Hügel ziemlich Zeit kostet. Auf einem Campingplatz in Cucq finde ich Unterschlupf und gehe früh ins Bett.

Cucq, 15.07.2017
999 km

Ich werde am Morgen von den Aufbaugeräuschen eines Flohmarktes geweckt, der unmittelbar neben dem Zeltplatz abgehalten wird. Nachdem ich mein Zeug aufs Fahrrad geladen habe, gucke ich mir den Trödel der Flohmarkthändler an und entdecke ein Accessoire, welches ich unbedingt haben muss. Ein Strohhut. Alle meine Idole tragen Kopfbedeckungen. Ganz vorn mit dabei Monkey d'Ruffy, Ash Ketchum und Yugis Schwarzer Magier. Ein Hut strahlt etwas positives aus und betont meinen Landstreicherstyle. 
Damit er mir bei der Fahrt nicht vom Kopf fällt, habe ich ihn mit einer Halsschnur versehen. Mit Grashalm im Mund und Hut auf dem Kopf nehme ich die heutige überwiegend ebene Strecke wieder auf. Ich folge einer Bundesstraße, die parallel zur Küste verläuft, jedoch etwas weiter im Inland, weshalb ich das Meer nur manchmal sehe. Ansonsten bietet der Weg nicht viel Sehens- oder Erzählenswertes.
Am Abend erreiche ich das 72km entfernte Le Trèport, wo ich in der Nähe vom Strand auf einer Campingwiese mein Zelt aufschlage.

#1000km

Le Trèport, 16.07.2017
1071 km

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Erholung

Aufgrund von Muskelkater und Erschöpfung entscheide ich mich noch eine Nacht im Hostel zu verbringen. Tagsüber decke ich mich beim Einkauf für die morgige Weiterfahrt mit Müsliriegeln und anderer Nahrung ein und besichtige nebenbei noch etwas das Zentrum von Boulogne. Die Straßen sind geschmückt und belebt, da hier grade Nationalfeiertag ist, bei dem an den Sturm auf die Bastille erinnert wird. Ich spiele am Nachmittag auf dem Platz vorm Hostel etwas Gitarre und am Abend lerne ich zuerst Samuel, Teddy, Weldeabzgi und Merhawi kennen und dann Basque und Eduardo. Samuel und seine Freunde kamen vor zwei Monaten mit Schiff und Zug von Eritrea (Ostafrika) nach Boulogne, um zu ihren Eltern nach London zu gelangen. Die Jungs sind zwischen 14 und 18 Jahre alt und berichten mir von ihrer gefährlichen Reise und ihren Gründen, warum sie ihre Heimat verlassen haben. Ich lasse den 14-Jährigen Teddy etwas auf meiner Gitarre klimpern und nachdem ich den Boys noch Wasser und Brot gegeben habe, verabschieden wir uns.
Ich gehe ins Hostel und sehe, dass die Bar noch offen hat. Der seichte Barkeeper lächelt mir zu und winkt schon mit einem leeren Bierglas, um mir ein kühles Blondes zu offerieren. Das kann ich natürlich nicht ablehnen. Ein paar Komplimente, die er mir ausspricht, und einer zweiten Runde aufs Haus später, gesellen sich Basque und Eduardo zu uns. Basque (20) ist aus Bilbao und Eduardo (24) aus Mexico. Wir verstehen uns gut, unterhalten uns über unsere Heimatländer und irgendwann lassen wir den Barkeeper Feierabend machen, da dieser etwas verstimmt ist, seitdem Basque und Eduardo da sind. :D

Boulogne-sur-Mer, 14.07.2017
964 km

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Welcome to the Jungle

In der Nacht bekomme ich noch Besuch von einem Igel, der sich an meinem Zelt entlang schleicht und dessen Rascheln mir keine Ruhe lässt. Nach einer lieben Bitte und einem kleinen Stups mit der Plastikflasche hat er es sich dann aber doch überlegt und sucht das Weite.

Guten Abend Herr Igel
Bis jetzt habe ich mir für meine Tagesroute keine konkreten Ziele gesetzt, aber heute möchte ich ein Stück durchs Inland abkürzen und überspringe Calais, um nach Boulogne-sur-Mer zu gelangen. Von den insgesamt 61km rollen die ersten 20km ganz gut, obwohl es sich irgendwie schwerer tritt als sonst. Ich überprüfe nochmal den Reifendruck, aber alles ist in bester Ordnung. Der letzte halbe Kilometer der ersten Zwanzig, ist ein Hügelanstieg, bei dessen Bewältigung ich mich schäme, die Hügelchenchen aus dem Teutoburger Wald schon als Hügel betitelt zu haben. Oben angekommen genieße ich kurz die Aussicht und schiebe dann in einen modrigen Waldweg hinein.  Der Weg wird schmaler, dann eine kleine Schranke, die sich für Radfahrer umfahren lässt und dann ein Schild mit der Aufschrift "Parc naturel règional de Caps et Marais d'Opale". Der Weg ist jetzt nur noch ein kleiner Pfad und die Büsche und Bäume kommen immer näher. Kein anderer Mensch ist seit einer halben Stunde mehr zu sehn und man hört nur den Wind in den Blättern. Die Ortung via Satellit und Internet funktionieren hier auch nur mäßig bis gar nicht  und wenn eine Wegzweigung kommt, wähle ich den Weg, der mehr nach Westen zeigt; Notfalls komm ich irgendwo am Meer raus, denke ich.
Im Endeffekt sind es 5km nahezu unberührte Natur, die ich durchquere und für die ich locker 1,5 Stunden brauche. Der "Ausgang" ist ein verschlossenes Tor, über welches ich mein Zeug nur einzeln schaffe und dann zurück in die Zivilisation klettere. 


Als nächstes gilt es jetzt 35km Hügel- und Talfahrt zu bewältigen. Also schiebe ich eigentlich immer ein paar hundert Meter hinauf, fahre dann mit gehaltenem Rücktritt und quietschender Vorderbremse ziemlich langsam hinab und dann das ganze wieder von vorn, bis mir die Oberschenkel brennen. :D 
Zwischendurch ist eine recht  ebene Straße, auf der ich wieder feststelle, dass sich heut irgendetwas schwerer tritt. Ich prüfe nochmal die Reifen; alles Top. Hat die Gangschaltung vielleicht einen weg? Fahre ich gar nicht im gewohnten 5ten Gang? Scheint aber alles ok zu sein. Und dann bekomme ich ein leichtes krampfartiges Ziehen in der Wade. Jetzt dämmerts. Mit dem Fahrrad ist alles in Ordnung, meine Muskeln sind nur einfach erschöpft. Ein Tritt in die Pedale geht natürlich immer denkt man, aber wenn man einen täglichen Vergleich hat, ist es schon spürbar, wenn die Leistung abfällt. 
Mit Müh und Not erreiche ich gegen 20:30 Uhr mein Ziel, wo ich in einem Hostel ein 3-Bett Zimmer  bekomme, welches ich wieder allein bewohnen kann. Obwohl ich ziemlich K.O. bin, gehe ich noch in die Stadt, um etwas zu essen, da es davon heute im Dschungle und der verschlafenden Hügellandschaft auch nichts gab. Um vernünftig satt zu werden, hebe ich mir das Muschelmenü für später auf und suche mir einen netten Türken, der mich exzellent beköstigt. 
Ich gehe noch zum Strand und lerne Maxence, Justine, Melinda und Kevin kennen. Wir kommunizieren über den Google-Übersetzer, weil mein  Französisch noch ziemlich merde ist und ihr Englisch not the yellow from the egg. 
Zurück im Hostel bin ich zwar echt kaputt, aber die Bewältigung der heutigen Etappe erfreut und stärkt mich. 

Boulogne-sur-Mer, 13.07.2017
964 km

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Do you speak englisch?...No.

Ich warte bis 12:00Uhr den Regen ab und nachdem ich einen Schreck auf der Campingplatztoilette bekomme, weil es keine Klobrillen gibt, geht die wilde Fahrt weiter. 
Den GPS-Satelliten benötige ich nicht mehr, da ich mich am Meer orientieren kann; so spare ich Akku, den ich brauche, um unterwegs schon ein paar Worte Französisch zu lernen. Ich habe nämlich beim Einkaufen und bei anderen Gesprächen schon mitbekommen, dass die Leute hier...naja...sehr eigen reagieren, wenn man einfach auf Englisch losspeakt. Es ist wieder windig, ich schiebe viel und am Abend erreiche ich einen Campingplatz am Strand bei Grand-Fort-Philippe, wo ich auf Französisch einchecke, versteht sich. 

Bonsoir.
Je m'apelle Lukas.
Je voudrais domir ici, s'il vous plaît. :D 

Er scheint mich verstanden zu haben, da ich einen Platz zum zelten bekomme, wo ich noch einen leckeren Kartoffelauflauf aus der Dose genieße, zum Strand spaziere und dann beim Einschlafen auf morgige Windstille hoffe. 

Bonne nuit :)

#ichmöchtedieseziegenichtkaufen

Grand-Fort-Philippe, 12.07.2017
903 km

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Bienvenue en France

Sehr durchwachsenes Wetter und Wind prägen die heutige "Fahrt". Eigentlich ist es keine Fahrt, sondern eher ein Schub, aber das ist auch mal ok; morgen ist es bestimmt wieder fahrbarer.
Abendlager
Entlang der Bauten unserer Ur-Großväter radel ich mit gemischten Gefühlen die Küste herunter. Einerseits ist es militärisch und infrastrukturell eindrucksvoll, was sie schufen. Andererseits ist es wahnsinnig und erbärmlich, wozu und mit welchem Ziel sie es schufen. 
An der Belgisch-Französichen Grenze, die ich gegen 18:30Uhr erreiche, befindet sich ein günstiger Campingplatz. Da es nach Regen aussieht, bleibe ich hier, esse noch einen Happen und gehe bei prasselndem Regen zu Bett.


Belgisch-Französische Grenze, 11.07.2017
866 km

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Fehl-LAN

Regenpause
Mein Ziel ist es nach dem Aufstehen ein geeignetes W-LAN zu finden, damit ich meinem fleißigen Bruder die gemachten Aufnahmen schicken kann. Die ersten beiden Versuche bei McDonalds und einem Hotel in Blankenberge entpuppen sich als zu langsam, weshalb ich mich am Abend für ein Hostel entschieden habe. Das Hostel befindet sich in Ostende.

Der Weg dorthin ist mühsam, 
weil es sehr windet 
und ich mich sehr winden muss,
um dies zu überwinden, 
aber es fällt mir nicht schwer, 
weil mich immernoch die Ferne zieht
und ich die Ferne lieb.

Im Hostel angekommen beziehe ich ein 6-Bett Zimmer. Eine weitere Person ist bereits da und mehr werden es auch nicht. Nachdem ich noch eine Weile am Strand gesessen habe, kehre ich in mein Quartier zurück und schlafe in Laken gehüllt ein, weil ich den anderen Boy nicht wecken will, wenn ich da gegen 1:00Uhr noch mein Bett beziehe. :D

#rücksichtsvoll
#IhateMcDonalds

Ostende, 10.07.2017
829 km

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Lukas - Einmal Ich

Eine weite Aufnahme von Lukas. Dieses mal handelt es sich um einen neuen Song den er in Vlissingen am Strand aufgenommen habt. Bitte entschuldigt die Windgeräusche. 

Belgien

Hafenausfahrt
Am gestrigen Abend lerne ich noch Frank und seine Familie kennen, als ich sie um Strom zum Laden meiner Powerbank bitte. Die freundliche Einladung auf eine Tasse Kaffee am heutigen Morgen kann ich nicht ablehnen und nachdem sie mir viel Spaß und Erfolg für meine bevorstehende Reise wünschen, verlasse ich Vlissingen mit der Fähre.
Breskens ist der Zielhafen und befindet sich 6,6km entfernt. Breskens besteht eigentlich nur aus Hafen und weil ich mein ganzes Zeug nicht durch die Menschenmassen drücken möchte, ziehe ich nach einem Fischbrötchen weiter. 

Bordercrossing
Im niederländischen Sluis überquere ich die Grenze und peile Knokke-Heist an. 
Hier baue ich auf einem Campinplatz mein Zelt auf und gehe noch zum "800m" entfernten Strand, zu welchem mir die Rezeptionistin den Weg erklärt. Naja, nach 20 Minuten Fußweg komme ich dort an (ohne mich verlaufen zu haben) und nehme in der Abendsonne besagten Song von gestern auf. Ein bisschen viel Sonne, habe ich dann doch heute bekommen, wie ich später auf dem Video sehe. :D


Knokke-Heist, 9.07.2017
794 km + 6,6 km Fähre

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Strandtag


Mir gefällt es hier am Strand und die Straßenmusik lief gestern auch ganz gut, weshalb ich beschließe noch einen Tag zu bleiben, um meinen Hintern zu schonen, umher zu tingeln und noch etwas Musik zu machen. Am Vormittag erspiele ich die zwei Übernachtungen und ein 'All you can eat' Abendessen. 

Beim Rumlümmeln am Strand schreibe ich einen Song, den es hier demnächst zu hören gibt, wenn er vom Producing zurück ist. :D

Vlissingen, 8.07.2017
757 km

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Delta-Bauwerke und Meer

Die Nacht am Strand war zwar sandig, aber dafür war es unfassbar schön, den Reißverschluss des Zeltes zu öffnen und auf ein menschenleeres Wattenmeer und die weite Dünenlandschaft zu blicken. Ich packe meine Sachen und schiebe mein Bike noch ein paar hundert Meter über den Strand.
Delta-Bauwerk, Asphaltdamm
Mein Weg führt mich heute an der Westküste der Niederlande entlang. Hier bereise ich nach und nach die Delta-Bauwerke, die zum Schutz gegen das Meerhochwasser erbaut wurden. Riesige Asphaltdämme und Brücken mit gigantischen Schleusentoren sollen hier die Willkür der See kontrollieren und das Inland schützen. Ich bleibe in der Mitte einer Brücke stehen und beobachte für eine Weile die unfassbaren Wassermassen, die sich durch die Tore drücken. Abermillionen von Kubikmetern Wasser; man fühlt sich winzig und unbedeutend in Bezug auf das Meer und seine Kräfte.
Es weht zwar ein heftiger Wind, aber bei dieser gewaltigen Aussicht, schiebe ich gern ein paar Kilometer.
Am Abend erreiche ich Vlissingen, wo ich auf einem Campingplatz einkehre. Der Platz ist stark überfüllt, viele Deutsche und viele Kinder, weshalb ich nur schnell das Zelt aufbaue und dann in die Strandpromenade gehe, etwas Musik mache und meinen Blick auf die weite See richte.

Vlissingen, 7.07.2017
757 km

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Gestrandet


Wieder wecken mich die Temperaturen der Sonne, aber das ist ok, weil ich auch ausgeschlafen bin. Ich krieche aus meinem Zelt, beginne mit dem Zusammenpacken, als mich Ginger und Tommy ansprechen. Die beiden kommen aus Mönchengladbach und machen eine Urlaubstour mit dem Fahrrad. Das Pärchen hat in der Nacht auf der gleichen Wiese gezeltet und nach einer hilfreichen Unterhaltung mit nützlichen Tipps und Must-see-Anlaufpunkten auf meiner Route, verabschieden wir uns zum ersten mal. Im 5km entfernten Willemstad winken wir uns dann in der Innenstadt nochmal aus der Ferne zu und kurz bevor es auf die erste Brücke geht, treffen wir uns auf einem Radweg wieder und beschließen ein paar Kilometer zu teilen. Kurz nach der Überfahrt trennen sich dann unsere Wege bis jetzt endgültig, aber wie heißt es so schön?! "Man sieht sich immer viermal im Leben." :)

Ich fahre die "Insel" nördlich ab und neben mir blitzt hin und wieder das Holland Deep hinter der Düne hervor, welches auch schon wie ein kleines Meer aussieht. (siehe Karte)
Ein Regen bricht natürlich wieder direkt auf freiem Feld auf mich hinein, aber die dicken Tropfen sind für mich recht angenehm und meine Sachen sind gut trocken geblieben. 
Am Abend erreiche ich den Strand von Ouddorp, wo ich in Mitten einer riesigen, einsamen Dünen/Wattenmeerlandschaft mein Lager aufschlage und bei Gewitter und Regen angenehm zur Ruhe komme.


Ouddorp, 6.07.2017 
700 km

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Nur ein Münzwurf

Bei gefühlten 40°C und 70% Luftfeuchtigkeit wache ich gegen 9:00Uhr in meinem Zelt auf und öffne den Reißverschluss. Nach einer Dusche und einem kurzen Gang im Maislabyrinth, welches sich doch noch als kleine Attraktion des Campingplatzes erweist und in welchem sich die Älteren dort bestimmt tatsächlich verirren können, verlasse ich  den Hof und steuere den nächsten Ort auf meiner Route, Willemstad, an. Meine Radlerhose ziehe ich heut über den Sattel, damit ich sie nicht jeden Tag anziehen und sie trotzdem etwas nützt. Ich fahre durch die kleine Kleinstadt Zevenberg, wo ich an einer Kreuzung stehe und entscheiden muss, ob ich mir noch die Innenstadt ansehe, um eventuell Musik zu machen oder ob ich weiterfahre. Ich wäre mit beiden Möglichkeiten zufrieden und komme zu keinem Entschluss, weshalb ich kurzer Hand eine Münze werfe. Ich weiß nicht, ob das Schicksal hier schon seinen Lauf nahm... Die Münze urteilt zugunsten der Weiterfahrt und ich umfahre das Zentrum.

Ich befinde mich im 6,5km entfernten Klundert, als ich festelle, das irgendetwas mit dem Hinterrad nicht stimmt. Ein Platten.. Ich schiebe bis zum nächsten Tunnel und probiere das Problem mit einem Mittelchen zu beheben, welches verspricht, den Reifen zu flicken und wieder aufzupumpen. Einfach aufs Ventil schrauben und wie eine Deoflasche drücken. Ich mach es, wie in der Anleitung beschrieben, es funktioniert auch, aber 2km später ist er wieder Platt. Nach einer Rücksprache mit meiner heimischen Zentrale, wird mir ein Busweg zur nächsten Fahrradwerkstatt übermittelt (Danke Maggi:) ). Bevor ich in den Bus steige, entlade ich alles, da es so leichter zu handhaben ist und beim Aussteigen bemühe ich mich, nichts im Bus liegen zu lassen. Ich belade wieder alles und schiebe zum Fahrradladen. Eine gute Stunde später ist die Reperatur getan und ich will mich wieder Richtung Klundert begeben, da fällt mir auf, dass mein Rucksack  gar nicht mehr da ist...

Wo ist nur das verflixte Ding? Ich gehe zügig den Weg zum Busbahnhof zurück, an dem ich angekommen bin. Ich bin mir sicher, dass ich ihn nicht im Bus vergessen haben konnte. Ich biege um die letzte Kurve vorm Bahnhof und da steht er noch. Er wird grade von zwei Frauen beäugt und wäre ich eine Minute später um die Ecke gekommen, hätte die eine ihn als Bombenwarnung rausgegeben. Hui.
So jetzt kann es aber weitergehen. Ich schaffe nur noch ein paar Kilometer und befinde mich am Abend auf einem Campingplatz in Oudemolen, wo ich angenehm erschöpft einschlafe. 

Oudemolen, 5.07.2017
 650 km  (7km Bus)

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Was grünt denn da hinter dem Mais? 
Nach dem Aufstehen nehme ich noch eine Dusche, bepacke den Drahtesel und fahre weiter im südlichen Teil der Niederlande, Richtung Tilburg. Dort angekommen, schiebe ich durchs Zentrum und sehe mich hier und dort um. Obwohl das Zentrum sehr gut besucht ist, eignet sich nicht wirklich ein Platz zum Gitarre spielen, da die Gassen sehr eng sind und ich keinem ins Ohr schreien möchte. Ich durchkreuze zwar noch ein Weilchen die Innenstadt, aber entschließe mich dann doch zur Weiterfahrt. 
Nächste Station ist die 30km entfernte Stadt, Breda. Auf meinem Weg dorthin kaufe ich, weil ich es mir auf der Reise angewöhnt habe, ein Notfallabendessen, welches entweder Abendbrot oder Frühstück ist. Heute gibt es demnach zum Abendbrot Lauchsuppe mit Brötchen, da auf dem Campingplatz in der Perepherie Bredas kein Imbiss ist. Generell ist diese Art von Campingplatz sehr komisch, weil auf dieser Fußballplatz großen Wiese alle Wohnwagen auf die Mitte des Platzes ausgerichtet sind und die älteren Pärchen sich quasi den ganzen Tag auf die Finger und die Teller gucken. Man kann hier auch nichts machen. Hier ist nichts. Nur eine Wiese. Für mich ist das perfekt, aber was tun diese Menschen hier? Zwei Wochen auf einer Wiese sitzen? Naja, ich genieße meine Lauchsuppe aus der Dose, während mir ein paar Omis und Opis so dabei zusehen, als wäre ich ein Tier im Zoo und gehe dann in meinen Stall zum schlafen. :)

#Geschwafel

Prinsenbeek, 4.07.2017
654 km

Straßenmusik und weiter


Um 11:00Uhr muss ich mein Zimmer beräumt haben. Ich nehme mir diese Zeit, schlafe aus und trinke noch einen Kaffee im Gemeinschaftszimmer des Hostels. Es sind außschließlich Backpacker hier; von den einzelnen Tischen hört man verschiedene Sprachen und ich fühle mich positiv in meine Kanada-Zeit zurückversetzt.

Der Ort, den ich mir gestern Abend herausgesucht habe, um Musik zu machen, wirkt bei Tageslicht gar nicht mehr so schön, weshalb ich es ,etwas weiter die Straße herunter, auf dem "Piazza"-Platz probiere. Der Platz ist ganz gut gefüllt und am Spot, den ich mir aussuche, kann ich sicher meinen ganzen Krempel im Auge behalten. Ich beginne zu spielen und beim zweiten Lied merke ich schon, dass es nicht so leicht ist, gegen den Wind, der den offenen Platz gut durchfegt, anzusingen. Das Publikum ist sehr jung und hauptsächlich zwischen 16 und 30. Das ist zwar eine sehr interessierte und anerkennende Hörerschaft und manche wippen und freuen sich, aber viel bleibt bei meiner 30-40 minütigen Performance leider nicht hängen. Irgendwie schummeln sich nach und nach doch noch ein paar Münzen in die Gitarrentasche und ich bin glücklich, dass ich mir wenigstens den Campingplatz für heute Nacht "erarbeitet" habe.


Ich steige gegen 14:00Uhr auf mein 7-Gang Gefährt und peile die nächste Kleinstadt, Tilburg, an. Bei dem Holländer gibt es keine Schotter- oder Waldwege; überall sind großzügige Radwege, die man sich mühelos mit unbehelmten Rollerfahrern teilt. Am Abend blicke ich auf die Karte und befinde mich kurz vor Tilburg an einem kleinen Campingplatz. Ich bleibe für die Nacht hier und möchte morgen vorm Weiterfahren noch in die Stadt, mich umsehen und bei Gelegenheit ein Liedchen trällern.


#canada12/13

Heukelom, 3.07.2017
619 km

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Wieder im Sattel

Die Regenpause hält leider nur bis in die frühen Morgenstunden an, aber gegen 13:00 Uhr klart es dann gänzlich auf und eine Stunde später ist alles trocken und aufgeladen.
Nach gut 2km stellt sich ein Knacken im rechten Tretlager ein. Dann kam rythmisch ein zweites Knacken dazu. Ich drehe die Pedale und klopfe ein bisschen mit dem Fuß dagegen, aber es hört nicht auf. Es beeinträchtigt das Fahren nicht, aber auf Dauer kann so ein, doch gut hörbares Knacken, ziemlich belastend sein. Zuerst klingel und trommel  ich noch im Takt dazu und plötzlich ist das Knacken wieder weg. Es scheint auch alles heile zu sein, weshalb ich mir das erst ganuer anschauen werde, wenn es wieder Sorgen bereitet.
Vorbei an Seen, Kanälen und kleinen Ortschaften heißt mein Ziel Eindhoven. Dieses Städtchen ist noch etwas größer, als Venray und bei meiner Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit bekomme ich einen ersten Eindruck der Stadt. Eigentlich möchte ich heut irgendwo im Freien zelten, aber ich bin schon zu weit in die Stadt hineingefahren und die Parks eignen sich eher weniger zum campen. Ich suche mir ein Hostel in der Innenstadt, in welchem ich als einziger ein 14-Mann-Zimmer bewohne und sogar mein Fahrrad im Zimmer abstellen kann.
Bei meinem zweiten Stadtrundgang kundschafte ich einen geeigneten Platz zum musizieren aus, an welchem ich morgen vor der Abreise noch spielen möchte. Ich schlendere langsam zurück zum Quartier, trinke noch ein Bier an der Hostelbar, talke a bit to the Barkeeper und lege mich dann schlafen.

Eindhoven, 2.07.17
585 km

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Wetterbedingte Rast

Gegen 8:00Uhr höre ich leichten Regen auf mein Zelt prasseln. Hm, also umdrehen und weiterschlafen. Die gleiche Geräuschkulisse dringt auch noch zwei Stunden später an mein Ohr. Weiterschlafen geht nicht mehr, weshalb ich im Zelt etwas auf der Gitarre klimper und mir in einem Moment, in dem der Regen nachlässt, die ganze Sache mal von außen anschaue. Es ist diesig draußen und die gewaschene Kleidung ist natürlich noch nicht trocken. Weiterfahren kommt nicht in Frage, da es ab und an schauert und ich Zelt und Sachen nicht durchnässt einpacken möchte.
Um nicht im Zelt hocken zu müssen, baue ich einen kleinen Unterstand und warte darauf, dass sich das Wetter bessert, während ich mir auf der Karte den weiteren Streckenverlauf lege. Es dauert ein Weilchen, bis sich so etwas wie erträglicher Niesel einstellt, jedoch macht das mein Zeugs nicht trockener. Ich ziehe also mit Gitarre und Fahrrad ins Zentrum und hänge Radlerhose, Handtuch und Pullover an die Garderobe der Anmeldung des Campingplatzes.
Der Niederschlag hält die Sraßen ziemlich leer und ohne geeignete Überdachung kann ich die Klampfe auch nicht auspacken. Ich finde eine Bank unter einer dichten Kastanie, jedoch ìst keiner in dem kleinen Park und ich spiele ein bisschen für mich allein. Das Klima bleibt gleichbleibend feucht und nach weiterem Stadtrundgang trete ich die Heimreise zum Campinplatz an. Venray ist sehr sauber und Fahrradfreundlich, das Zentrum ist ein Mix aus Backstein, Klinker und Modern.
Die Sachen sind bei meiner Ankunft am Zeltplatz zwar immer noch ziemlich klamm, aber ab 18:00Uhr scheint die Sonne für zwei Stunden, wo ich alles halbwegs akzeptabel trocken bekomme. Bis jetzt (23:30 Uhr) hat es nicht mehr geregnet und wenn das so bleibt, geht es morgen weiter. Gute Nacht :)

#ichhabeheutekeinenhashtagfürdich

Venray, 1.07.17
543 km

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Reisekarte

Woche 1 - 310 km


Woche 2 - 269 km


Woche 3 - 225 km


Woche 4 - 266 km