Südfrankreich

Am 11.08 trennt mich noch eine 60 Kilometer lange Strecke von Nantes. Hauptsächlich auf lauten und unschönen Bundesstraße erreiche ich am Abend die City. Am Schalter des Hauptbahnhofs reserviere ich mir ein Ticket für den nächsten und quartiere mich dann in einem Hostel ein. Diesmal habe ich nicht so viel Glück und muss mir das kleine Zimmer mit drei anderen Jungs teilen.  Da ich mir noch bis ca. 24:00Uhr die Stadt ansehe und mich mit ein paar Hippies im Park unterhalte und ihnen bei ihren Jonglierkünsten zusehe, bin ich der letzte, der das Zimmer am Abend betritt. Der Raum stinkt erbärmlich, der eine schnarcht so laut, wie eine Kettensäge und ein anderer kann nicht still liegen. Ich finde keinen Hebel, um das Fenster zu öffnen und so quäle ich mich in das Hochbett und versuche zu schlafen. Am Morgen werde ich dann doch vom Öffnen eines Fensters geweckt. Der verlebte, etwas dickliche junge Mann öffnet das Fenster, aber nicht zum durchlüften, sondern um siche eine Zigarette anzustecken. Es war also Zeit zu gehen...
Mein Zug ist eine vierstündige Direktverbindung nach Bordeaux, fährt aber erst 16:00Uhr aus Nantes los. Da es regnet suche ich mir ein Wartehäuschen am Bahngleis und hole noch etwas Schlaf nach.
Das Gleis auf dem der Zug ankommt wird erst zwanzig Minuten vor Ankunft bekannt gegeben und so ist es ein stressiger Kraftakt, all mein Zeug zum Zug zu transportieren. Das Bike ist zu groß für den Fahrstuhl und die Treppen haben keine Schanze, um das Fahrrad hinunter zu schieben. Während mir zwei Securityleute dabei zusehen, wie ich mein unhandliches Gefährt die Stufen hinunter- und wieder hochbugsiere, ist der Zug schon angekommen. Natürlich sind die Bahnsteige nicht erhöht und auch die drei Stufen und der schmale Eingang des ICE's erweisen sich als mittelgroße Herausforderung. Da mir die beiden Bahnmiezen auch nur schlecht helfen können, verzögere ich die Abfahrt des Zuges um fünf Minuten. :D

Nun kann ich auch im Zug nochmal etwas Schlaf nachholen. Kurz vor Bordeaux bitte ich einen anderen Reisenden mir beim ausladen zu helfen, weshalb der Ausstieg nicht ganz so stressig ist. Auf dem Bahngleis belade ich gegen 21:00Uhr mein Fahrrad und muss dann wieder feststellen, dass auch dieser Bahnhof nicht für Fahrräder ausgelegt ist. Im Endeffekt bin ich gezwungen den Ausgang der Tiefgarage zu benutzen, welchen sonst nur Autos befahren. Da es spät und dunkel ist, fahre ich ein Hotel und zwei Hostels an und gucke mir so gleichzeitig die Innstadt Bordeaux's an. Vor einem Hostel lerne ich den Spanier Rafael kennen, der mir etwas Wasser für die Nacht gibt. Da dieses Hostel, wie auch die anderen Unterkünfte vollständig ausgebucht sind, bin ich gezwungen entweder auf der Straße zu schlafen, wach zu bleiben oder Bordeaux bei Nacht zu verlassen, um eventuell in der Peripherie zelten zu können. Ich entscheide mich für Letzteres und radel durch die Nacht. Erst nach ca. 15 Kilometern finde ich einen geeigneten Platz an einem Aussichtsturm für Touristen. Mittlerweile ist es 2:00Uhr und mit Kopflampe schlage ich hier mein Zelt auf.
Rafael und ich haben für ein paar Kilometer die gleiche Route, da wir uns beide die Dune du Pyla ansehen wollen. In Arcachon treffen wir uns deshalb am nächsten Tag auf einem Zeltplatz wieder, gehen zum Strand und feiern mit zwei anderen deutschen Jungs seinen 35. Geburtstag. Es gibt guten Wein, Bier und Käse. Am nächsten Morgen beginnt Rafael um 7:00Uhr seine Sachen zu packen. Eigentlich haben wir ausgemacht, dass wir gemeinsam zur Düne fahren, aber das ist definitiv nicht meine Zeit, weshalb sich unsere Wege hier wieder trennen.
Am frühen Nachmittag erreiche bei herrlichem Wetter nun auch die gewaltige Dune du Pyla. Ein Sandkoloss, der das Meer vom trockenen Nadelwald trennt. Wunderschön.
Hier in Südfrankreich sind die Fahrradwege wieder wesentlich besser ausgebaut und fernab einer lauten Straße. Viele Kilometer folge ich diesem Radweg bei sonniger Hitze durch eine schattige Flur.
Das Meer ist zwar nur 500m Luftlinie entfernt, jedoch finde ich keinen geeigneten Platz, wo ich baden kann und gleichzeitig mein Bike im Blick habe. Am Abend halte ich deshalb an einem See bei Biscarrosse und schlage hier mein Zelt direkt am Wasser auf.


Der nächste Tag ist nicht ganz so heiß, aber das Klima ist sehr schwül, weshalb ich nur schleppend vorankomme. Nach ca. 35 Kilometern erreiche ich am Nachmittag einen Campingplatz bei Mimizan, wo ich gut Abendbrot esse, meine Powerbanks fülle und dann am Abend am anliegenden See ein Konzert für die Liebenden in der Umgebung spiele. Ich ernte viel Applaus und Lob und gehe dann zu Bett.


Die Hauptrichtung heißt nach der angenehmen Nacht Bayonne. Der Radweg ist immernoch der gleiche und mein Drahtesel rollt und rollt, weshalb ich heute meinen Kilometerrekord breche und nach 76 Kilometern in Vieux-Boucau-les-Bains ankomme. Hier, in diesem Touriparadies gibt es nur Hotels und Ferienhäuser. Ich möchte behaupten, dass gut 90% der Menschen Urlauber sind. Perfekt, um etwas Straßenmusik zu machen. Ich stelle mich direkt in die Mitte eines Markplatzes und tänzel beim Spielen um meinen Strohhut herum. Besonders die deutschen Coversongs kommen hier sehr gut an, da viele Deutsche hier Urlaub machen. Neben einem gut gefülltem Hut, bekomme ich auch hier viel Zuspruch und verdrehe einigen Teeniemädels ganz schön den Kopf. :D
Mein Zelt schlage ich einfach in einem Park auf und verbringe eine ruhige Nacht.


Beim Aufstehen knallt die Sonne schon ganz schön auf den Planeten, deshalb schiebe ich nur zum See, gehe baden und begebe mich erst gegen 16:00Uhr zurück auf den Radweg. Eine Stunde später sehe ich einen anderen vollbeladenen Traveller, der ratlos auf seine Karte blickt. Ich halte an, um ihm bei der Orientierung zu helfen. Rafael ist 23 Jahre alt und eigentlich ist er mit seinem Kumpel Nicolas unterwegs. Die beiden Schweizer fahren, wie ich, seit zwei Wochen die Küste hinunter, haben sich aber heut im Laufe des Tages verloren. Wir beschließen, dass wir gemeinsam irgendwo in Bayonne unterkommen wollen, jedoch sind auch hier alle Hostels belegt, Hotels sind zu teuer und Campingplätze sind ungünstig gelegen. Nördlich von Biarritz erblicken wir auf der Karte ein Fleckchen, wo man wahrscheinlich gut in der Wildnis nächtigen kann. Nicolas stößt zu uns, als wir eine kurze Pause einlegen und zu dritt nehmen wir jetzt Kurs zum erwählten Standpunkt. Im Randgebiet eines Golfplatzes schlagen wir unser Camp auf, tauschen uns über unsere Reise und unser Leben aus und hauen uns dann aufs Ohr.

Biarritz, 10.08 - 17.08

2129 km
+ 450 km im Zug

P.S. Es sind weitere Bilder im Beitrag. Einfach auf "Weiterlesen" klicken :-)
11.08.2017

12.08.2017

13.08.2017



14.08.2017









15.08.2017


16.08.2017


17.08.2017






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Reisekarte

Woche 1 - 310 km


Woche 2 - 269 km


Woche 3 - 225 km


Woche 4 - 266 km