Nicolas und Rafael sind zwar nicht solche Frühaufsteher, wie der spanische Rafael, weshalb wir den Tag nahezu zeitgleich begehen, jedoch zwingt mich mein Stoffwechsel und die ungeeignete Lokalität zum schnellstmöglichen Aufbruch. Daher trennen sich unsere Wege gleich am Morgen und ich fahre Richtung Strand. Es nieselt und ich nehme in einem Strandcafè platz. Zwei Tassen Kaffee später erhellt sich der Himmel allmählich und ich sehe mir das Wellenschauspiel aus der Nähe an. Auf dem Strand symbolisieren zwei Fahnen den Bereich, der von den Rettungsschwimmern eingesehen und bewacht wird. Der Strand ist noch ziemlich leer und nur ein älterer Herr nährt sich zaghaft der fremden Gewalt. Die Bruchzone der riesigen Brecher befindet sich keine zehn Meter vom Land entfernt und ich und der Mann tasten uns langsam voran, um nicht umgerissen zu werden. Irgendwann übersteigen die Wellen unsere Köpfe und krachen auf uns herab und so geschieht es, dass ich mitgerissen werde und mich der Ozean mit einer ausgekugelten Schulter am Strand wieder ausspuckt. Zuerst denke ich, dass es nur etwas überdehnt ist, aber dann habe ich mir meinen herunterhängenden Arm angesehen und ziemliche Schmerzen empfunden. Ich hebe meinen anderen Arm und die äußerst engagierten Rettungsschwimmer eilen mir zur Hilfe und rufen auch gleich einen Krankenwagen. Aus anderen Verletzungen habe ich mitgenommen, dass es immer irgendeine Schonhaltung gibt, in der die Schmerzen nicht so groß sind. Diese gibt es bei einer ausgekugelten Schulter nicht und so finde ich bis zur drei Stunden späteren Morphiumspritze keine Position, in der die Schmerzen meines Lebens nachlassen. Ernsthaft, ich habe mich schon darauf eingestellt am Abend in Walhalla mit Odin und Thor von einer Tafel zu speisen. Herrgott, sowas wünscht man keinem. Als mir dann in einem Zimmer die Lachgasmaske aufgesetzt wird, ruckelt es zweimal in der linken Schulter und mit einem Lächeln im Gesicht sage ich der Ärztin, dass es mir gut geht.
Nach einer halbstündigen Ausnüchterung darf ich das Hospital wieder verlassen und mit einer Armschlinge lasse ich mich von einem Taxi zurück zu meinen Sachen an den Strand fahren. Die Jungs von der Rettungswacht haben alles derweil für mich verwahrt. Nun muss ich nur eine Unterkunft finden, die sich möglichst in meiner Nähe befindet. Da ich das Zelt mit nur einem Arm schlecht aufbauen kann, wird es ein Bed and Breakfast im Zimmer bei einem älteren Pärchen.
Biarritz, 18.08-21.08.2017
2129 km
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Gute Besserung wilda... Hoffe kannst bald weiter
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